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Vorbereitung der Schüler auf die Zeit danach

Mündliche Frage von Herrn Servaty an Ministerin Klinkenberg

Zur Vorbereitung der Schüler auf die Zeit danach

Am 26. Oktober berichtete das Grenz-Echo, dass sich „mehr als die Hälfte (52 %) der Sekundarschüler […] nicht ausreichend auf den Arbeitsmarkt vorbereitet“ fühlen. Dem stimmt auch eine Mehrheit der Arbeitgeber zu.

Diese Feststellung ist auf den ersten Blick erschreckend! Wenngleich die Fehlermarge der Umfrage zwischen 3 und 7 % liegt.

Einleitend möchte ich jedoch insbesondere daran erinnern, dass die Sekundarschulen zahlreiche andere Aufgaben erfüllen müssen und auch weiterhin sollten. Ohne dabei die Bedeutung des vorliegenden Themas relativieren zu wollen, ist es in diesem Zusammenhang dennoch wichtig, die Sekundarschulen insgesamt mit all ihren Aufgaben im Auge zu behalten. Zahlreiche Sekundarschüler absolvieren beispielsweise noch ein Studium, starten also nicht direkt nach der Sekundarschule in die Arbeitswelt. Auch müssen gesellschaftsrelevante Inhalte und Kompetenzen in der Schule weiterhin vermittelt werden. Einige davon sind direkt arbeitsrelevant, andere weniger. So denken wir beispielsweise an Kreativität und logisches Denken, aber auch an politische Bildung, Selbstreflexion, Selbstbewusstsein und weitere soziale Kompetenzen wie z.B. die Argumentationsfähigkeit. Einige dieser Kompetenzen gehören zu den sogenannten Soft Skills, die für den Arbeitsmarkt der Zukunft besonders wichtig sind, aber (noch) nicht als Berufsvorbereitung wahrgenommen werden.

Als SP-Fraktion finden wir all diese Aufgaben, mit denen unsere Schulen – zum Wohle der Schülerinnen und Schüler – konfrontiert sind, als nützlich und sehen die Herausforderung nicht zuletzt darin, all diese Aspekte bestmöglich sowie insbesondere auch zeitlich unter einen Hut zu bringen.

Aus den Resultaten der Umfrage und unter Berücksichtigung des geschilderten Kontextes ergeben sich folgende Fragen:

  • Können Sie uns mitteilen, wie viele aktuelle und ehemalige Schüler und Unternehmer aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft an der Umfrage teilgenommen haben?
  • Wie gut werden Ihres Erachtens Schüler aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft heute bereits auf die Arbeitswelt vorbereitet?
  • Mit welchen konkreten Maßnahmen könnten Schüler in Zukunft noch besser auf das Leben nach der Sekundarschulzeit – gemeint sind damit alle möglichen Wege, so beispielsweise auch eine Ausbildung oder ein Studium – vorbereitet werden?

 

Charles Servaty

Antwort der Ministerin:

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Thematik rund um die berufliche Orientierung und die daraus resultierenden Chancen der Schulabgänger auf dem Arbeitsmarkt ist von wesentlicher Bedeutung.

Da es sich bei der in der Fragestellung erwähnten Umfrage um eine Erhebung des belgischen Unternehmerverbands handelt, die nicht von der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Auftrag gegeben wurde, liegen uns die von Ihnen gewünschten Zahlen nicht vor.

Jedoch stelle ich Ihnen gerne an dieser Stelle die neuen Umfragewerte von Mai 2021 vor, die im Rahmen der jährlich durch Kaleido Ostbelgien und das Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft organisierten Erhebung „Welchen Weg schlägst du nach dem Abitur ein?“ eingeholt wurden. Befragt wurden alle Abiturienten der Sekundarschulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Insgesamt wurden 700 Fragebögen verteilt,
wovon 560 ausgefüllt zurückgesandt wurden. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 80 %. Diese aktuellen Zahlen belegen, dass 86 % der 560 Befragten sich ihres Weges nach dem Abitur sicher waren. Dies betrifft nicht nur Studium, Lehre oder Arbeit sondern auch Möglichkeiten wie zum Beispiel Au Pair oder Work and Travel.

Aus den Zahlen lässt sich ebenfalls ablesen, dass unsere Abiturienten bereits über konkrete Vorstellungen zu ihren Berufs- und Studienzielen verfügen. So ergab die vorerwähnte und gerade herausgebrachte Auswertung, dass 13 % der Abiturienten eine Lehre beginnen möchten. Bei der Umfrage wollten wiederum 13 % der Abiturienten nach dem Abitur eine Arbeit aufnehmen. Unabhängig davon haben 69 % der Abiturienten sich für ein Studium entschieden. 5 % der Befragten möchten gerne andere Wege einschlagen.

Nichtsdestotrotz bleibt es einer der bildungspolitischen Schwerpunkte, die berufliche Orientierung weiter durch entsprechende Maßnahmen zu optimieren. Dies erfolgt im Rahmen des regionalen Entwicklungskonzepts. Das im Bildungsbereich angesiedelte Projekt „Auf das echte Leben vorbereiten“, das unter der Federführung von Ministerin Weykmans umgesetzt wird, widmet sich intensiv der Thematik. Seit Frühjahr 2021 tagt ein
breit aufgestellter Begleitausschuss, in dem alle betroffenen Akteure in der Deutschsprachigen Gemeinschaft vertreten sind. Hierzu gehören Vertreter aus Einrichtungen wie beispielsweise Kaleido Ostbelgien, Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Schulnetze, Wirtschafts- und Sozialrat als Vertretung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Gewerkschaften sowie die beiden von der Thematik betroffenen Kabinette.

Bereits angedacht für das kommende Schuljahr 2022-2023 ist die verstärkte schulische Förderung auf Ebene der beruflichen Orientierung, indem neue Personalressourcen an Sekundarschulen – unter anderem zur Koordinierung – zur Verfügung gestellt werden. Hierbei werden konkret die Middle Manager beauftragt, neben den bereits bestehenden Aufgaben, auch die Koordinierung, Implementierung, Umsetzung der Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen – zu denen auch die Berufsorientierung gehört – zu übernehmen. Zudem ist angedacht, dass auch die Schüler der allgemeinbildenden Schulen die Möglichkeit erhalten, Praktika zu absolvieren.

Die Regierung wird selbstverständlich weitere Anstrengungen unternehmen, um Schüler
und Lehrlinge bestmöglich auf Arbeit und Studium vorzubereiten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.