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Theoretische Führerscheinprüfung

Charles Servaty befragte Ministerpräsident Paasch zur eventuell durch sprachliche Benachteiligung gestiegenen Durchfallquote bei der theoretischen Führerscheinprüfung

Im Hinblick auf die Vorbereitung des Führerscheins und die damit verbundene theoretische Prüfung, die von jedem Führerscheinanwärter mit einem Resultat von mindestens 41 von 50 Punkten bestanden werden muss, ist eine gezielte Vorbereitung von großer Bedeutung.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt, dass für keinen der Führerscheinanwärter eine Benachteiligung entsteht, weder bei der Vorbereitung noch im Zuge der Prüfung selbst und dies weder in sozialer noch in sprachlicher Hinsicht.
Aktuell besteht zur Vorbereitung auf die theoretische Fahrprüfung die Möglichkeit, entweder ein Fahrschulbuch im Wert von 40 Euro zu erwerben oder darüber hinaus an verschiedenen Vorbereitungskursen von insgesamt 12 Stunden zum Preis von ungefähr 100 Euro teilzunehmen. An dieser Stelle muss jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass jeder Führerscheinanwärter nach zwei Fehlversuchen in der theoretischen Führerscheinprüfung verpflichtet wird, die bereits erwähnten 12 Theoriestunden in einer Fahrschule zu belegen.
In der Bevölkerung mehren sich indes Schilderungen, die eine sprachliche Benachteiligung beim Absolvieren der theoretischen Prüfung vermuten lassen.
Auch in den Medien wurde dieser Sachverhalt bereits thematisiert. Zudem berichteten die Verantwortlichen des Jugendtreff Inside in einem Beitrag auf Facebook darüber, dass sie vermehrt von Jugendlichen und Eltern Hinweise erhielten, wonach die theoretische Führerscheinprüfung wohl immer schwieriger geworden sei und Jugendliche mitunter an ihr verzweifeln. Des Weiteren hinterfragt der Jugendtreff Inside, ob die Übersetzungen der Fahrschulbücher und insbesondere der Prüfungsfragen sprachlich korrekt durchgeführt werden. In der Tat können zum Beispiel eine in fehlerhaftem Deutsch formulierte Frage oder eine ob ihrer sprachlichen Formulierung mehrere Interpretationen zulassende Frage zu erhöhten Fehlerzahlen und somit auch zu einer erhöhten Durchfallquote führen. Dabei droht eine weitere Benachteiligung aufgrund des zeitaufwendigen mehrfachen Nachlesens der Frage.

Hierzu lauten meine Fragen:

  • Kann bestätigt werden, dass die gestiegene Durchfallquote bei der theoretischen Führerscheinprüfung mitunter mit mangelhaften Übersetzungen zusammenhängt?
  • Hat die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft die Möglichkeit, Fahrschulbücher und Prüfungsfragen auf ihre sprachliche Korrektheit überprüfen und gegebenenfalls korrigieren zu lassen, um zu verhindern, dass deutschsprachige Anwärter aufgrund der eventuellen Fehler benachteiligt werden?
  • Könnte Prüfungsanwärtern die Möglichkeit geboten werden, sich anderweitig, beispielsweise anhand einer – sprachlich korrekten – App auf die Prüfung vorzubereiten?

Antwort des Ministerpräsidenten:
Ich kann bestätigen, dass mir ähnliche Beschwerden zugetragen wurden wie Ihnen, Kollege Servaty. Ob es eine steigende Durchfallquote bei den theoretischen Führerscheinprüfungen gibt, kann ich derzeit nicht überprüfen, weil die Organisation der Führerscheinprüfungszentren keine Befugnis der Deutschsprachigen Gemeinschaft sondern der Wallonischen Region ist.
Mir ist bewusst, dass in der Bevölkerung mitunter der Eindruck entstanden ist, wir seien für die theoretischen Fahrschulprüfungen zuständig, weil wir für das Unterrichtswesen zuständig sind. Dem ist aber nicht so. Die Fahrschulprüfungen sind eine Befugnis der WR.
Deshalb haben wir auch keinen direkten Zugriff auf die Daten der Zentren. Der RDJ hat sich jedoch bereits vor einiger Zeit mit dieser Thematik befasst. Dadurch konnte ich eine begrenzte Einsicht in einen Teil der Statistik erhalten. Mir liegen Statistiken des Prüfungszentrums Eupen für die Jahre 2019 und 2020 vor. In 2019 betrug der Anteil der bestandenen Prüfungen 42,8 %, im Jahr 2020 erhöhte sich die Erfolgsquote auf 45,5%.
Das ist zwar eine leichte Verbesserung, bedeutet aber, dass mehr als die Hälfte aller abgelegten theoretischen Prüfungen nicht bestanden wurden.
In der Tat sind auch mir Berichte über sprachlich zweifelhafte Formulierungen in der deutschen Prüfungsversion zugetragen worden. Ich werde deshalb der zuständigen wallonischen Ministerin De Bue den Vorschlag unterbreiten, eine Prüfung der Schulbücher und Prüfungsfragen auf ihre sprachliche Korrektheit vorzunehmen.
Ich werde der Kollegin vorschlagen, eine bilaterale Adhoc-Arbeitsgruppe einzusetzen, um eine Analyse der Zahlen und Unterlagen vorzunehmen und ggfs Korrekturen anzubringen.
Ich hoffe, dass die WR dazu bereit sein wird.
Unabhängig vom Problem der Sprache beklagen Anwärter, dass der klassische Vorbereitungskurs nicht für jedes Publikum geeignet sei. Menschen mit Lern- oder Sprachschwierigkeiten bspw. benötigten eine besondere Unterstützung.
Da der Führerschein für die berufliche Integration sehr wichtig sein kann, hat Beschäftigungsministerin IW eine technische Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese technische Arbeitsgruppe ist Teil des REK-Projektes „Vermittlung aus einer Hand“.
Der Fördervorschlag der Arbeitsgruppe greift zum einen jene Ansätze auf, die bereits zur Förderung von Menschen mit Sprach- oder Lernschwierigkeiten an anderer Stelle unternommen wurden.
Hier zu nennen sind insbesondere die Arbeiten der DSL und Info-Integration.
Beide Einrichtungen haben zudem gemeinsam unterstützende angepasste didaktische Materialien erarbeitet und besondere Vorbereitungskurse organisiert.
Dabei haben sie mit Trägern wie Alteo, dem Viertelhaus oder Patchwork zusammengearbeitet.
Das ist eine sehr lobenswerte Initiative, die aber natürlich nicht alle Probleme lösen kann.