Sehr geehrter Herr Präsident,
werte Kolleginnen und Kollegen aus Regierung und Parlament.
Heute ist es soweit, wir verabschieden die neuen Themenschwerpunkte des dritten Jugendstrategieplanes, welcher im Jahr 2023 in Kraft treten soll und bis 2027 gültig sein wird.
Wie Sie wissen erfasst der Jugendstrategieplan die Lebensräume junger Menschen und legt die konkreten Ziele und Aufgaben fest, die dazu beitragen sollen, die Situation der ostbelgischen Jugendlichen zu verbessern.
Bevor ich aber nun auf die einzelnen Schwerpunkte und deren Bedeutung eingehen werde, kurz ein paar Worte dazu, wie es überhaupt hierzu kommt.
Denn bei dem Jugendstrategieplan handelt es sich keineswegs um ein reines Hirngespinst, welches sich von der Politik im stillen Kämmerlein ausgedacht wurde. Nein es ist vielmehr ein konkretes Vorhaben, das in Zusammenarbeit und auf Anregung von Jugendlichen erstellt wurde.
So sind in der Steuerungsgruppe neben dem Rat der Deutschsprachigen Jugend ebenfalls die Jungendorganisationen, die Jugendinformationszentren sowie Vertreter der offenen Jugendarbeit aktiv. Wobei ich an dieser Stelle durchaus auch die im Ausschuss 2 gemachte Anregung eines Kollegen begrüßen möchte. Nämlich darüber nachzudenken inwiefern einzelne individuelle Jugendliche ebenfalls mit einbezogen werden könnten. Auf diese Weise wäre die Steuerungsgruppe dann wirklich für jeden Interessenten offen und zugänglich.
Über die Steuerungsgruppe hinaus werden aber auch weitere wichtige Rückmeldungen in die Festlegung der Kernpunkte einbezogen. So beispielsweise das Gutachten des RDJ, Rückschlüsse aus sämtlichen Umfragen und Stellungnahmen, welche sich an ostbelgische Jugendliche gerichtet haben und nicht zuletzt natürlich auch die Auswertung des ersten Jugendstrategieplanes der Deutschsprachigen Gemeinschaft aus dem Jahr 2018.
Zu guter Letzt fußen die vorliegenden Themen natürlich auch auf den Verpflichtungen, welche die DG sowie ganz Belgien auf internationaler und europäischer Ebene eingegangen sind. Hier gilt es beispielsweise die Europäischen Jugendziele, die UN-Nachhaltigkeitsziele sowie den Europäischen Jugenddialog zu erwähnen.
Sie hören also, die Schwerpunkte haben sich in einem breit angelegten Austausch mit dem Jugendsektor herauskristallisiert und können, nein sollen auf diese Weise der Regierung als fachübergreifendes Steuerungsinstrument dienen.
Doch so weit genug der einleitenden Worte, nun zu den einzelnen Schwerpunkten.
Angefangen bei der gesellschaftlichen Beteiligung, über die Digitalisierung bis hin zu der nachhaltigen Gestaltung Ostbelgiens als Lebensraum hat man den Fokus ganz gezielt auf unterschiedliche Prioritäten gesetzt.
Dass sich dabei der eine oder andere Schwerpunkt aus dem vorherigen Strategieplan auch wieder in dem jetzigen wiederfindet ist sicherlich nicht verwunderlich. Immerhin ist wohl kaum davon auszugehen, dass man ein solch ambitioniertes Vorhaben innerhalb von vier, fünf Jahren zur Gänze abhaken kann.
So auch was den Themenschwerpunkt der gesellschaftlichen Beteiligung angeht, welcher schon im laufenden Plan Beachtung fand. Hier geht es in erster Linie darum, den gesellschaftlichen Beitrag der jungen Menschen weiterhin zu verstärken. So soll nicht zuletzt ein regelmäßiger Dialog zwischen Jugend und Politik stattfinden.
Als gesamte SP-Fraktion und nicht zuletzt ich als Jungpolitiker hier in diesem Haus kann dies nur gutheißen. Unserer Auffassung nach, hat die politische Teilnahme junger Menschen eine ganz entscheidende Rolle für die Zukunft unserer Demokratie. Wir müssen die Politik jugendgerechter gestalten und junge Menschen dabei unterstützen, selbst aktiv zu werden.
An dieser Stelle möchte ich es mir nicht nehmen lassen den ehemaligen Bundeskanzler Deutschlands Willy Brandt zu zitieren.
Dieser sagte einst: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“
Und wissen Sie, werte Kolleginnen und Kollegen,
wer wenn nicht die Jugendlichen haben das Recht die langfristige Zukunft mit zu gestalten?
Immerhin sind es die Jugendlichen, die diese auch erleben werden.
Doch um die Zukunft selbst zu gestalten – dazu braucht es Visionen, Ideen und Ziele, Neugierde, Motivation, Disziplin, Durchsetzungsfähigkeit und Mut. Zukunft gestalten heißt auch Neues wagen. Die Komfortzone mal zu verlassen. Sich trauen, einen Weg vorzugeben und ihn auch vorzugehen.
Und dass der Wille und die Motivation bei Jugendlichen bestehen, bei zukunftweisenden Themen mitzusprechen, das haben nicht zuletzt die Klimamärsche gezeigt an denen auch belgienweit tausende junge Menschen teilgenommen haben.
Ich finde es bedauernswert, wenn ich in der Sozialraumanalyse der offenen Jugendarbeit von 2019 lese, dass junge Menschen ihr Verhältnis zur Politik als zwiespältig empfinden. Dass sie sich nicht ernst genommen fühlen und nicht den Eindruck haben in ihrer Gemeinde konkret etwas mitbewirken zu können.
Ich teile die Auffassung einzelner Jugendarbeiter hier demnach voll und ganz. Wenn wir über die Teilhabe von Jugendlichen an der Politik in ihrer Region sprechen, dann müssen wir weg von dem bisweilen teilweise herrschenden parteipolitischen Gehabe und hin zu den wirklichen gesellschaftspolitischen Schwerpunkten die allen unter den Nägeln brennen.
Wir sollten neue Formen der Teilhabe aufbauen und bestehende Formen weiterhin festigen.
So sollte die Arbeit im Rat der Jugend meiner Meinung nach noch viel aktiver beworben werden. Denn ich bin mir sicher, dass viele junge Ostbelgier bislang noch gar nicht genau wissen, ob und inwiefern man sich dort parteiunpolitisch einbringen kann.
Ein weiterer Themenschwerpunkt des Jugendstrategieplanes ist, wer hätte es gedacht, natürlich die Digitalisierung.
Wohl kaum eine Thematik wurde in sämtlichen Politikbereichen während der vergangenen Jahre so oft diskutiert und besprochen wie der digitale Wandel und dessen Chancen und Folgen für beziehungsweise auf unsere Gesellschaft.
Und so wird es wohl auch kaum jemanden verwundern, dass der technologische Fortschritt auch für unsere Kinder und Jugendlichen von großer Bedeutung ist und man durchaus von einer Herausforderung sprechen kann, wenn es darum geht ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Digitale Kommunikation prägt heute mehr denn je den Alltag der heranwachsenden Generationen. Man kann durchaus behaupten, dass die Welt im Internet die reale Lebenswirklichkeit in gewisser Weise ergänzt. Uns muss jedoch auch allen klar sein, dass das Internet, die sozialen Netzwerke sowie die digitalen Medien nur mit größter Vorsicht zu genießen sind. Die digitale Welt kann und soll unser Leben durchaus ergänzen, doch ersetzen wird sie es niemals.
Wahre Freundschaften lassen sich nämlich selbst durch tausende Freunde auf Facebook nicht ersetzen.
Der Unterricht per Videokonferenz kann den wahren Präsenzunterricht und die aktive Teilhabe daran niemals vollkommen ausgleichen.
Und das scheinbar perfekte Leben von Influencern auf Instagram ist reine Fassade und hat mit der Wirklichkeit nur wenig gemein.
Liest man jedoch, dass immer mehr Kinder und Jugendliche weltweit als Traumberuf Influencer werden wollen, dann kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln- das ist besorgniserregend.
Und hiermit wären wir, wie bereits vorhin bei der Diskussion um das Mediendekret, wieder bei der Wichtigkeit der Förderung von Medienkompetenzen.
Ich will keineswegs behaupten, dass die digitalen Medien gänzlich schlecht für Kinder und Jugendliche sind. Doch es ist unabdingbar, dass sie wichtige Kompetenzen vermittelt bekommen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Ein jeder Jugendlicher sollte in der Lage sein, sicher mit persönlichen Daten umzugehen sowie Hassreden und Falschmeldungen zu erkennen und diese kritisch zu bewerten.
Auf der einen Seite geht es also darum, die Gefahren der Digitalisierung zu erkennen und auf der anderen Seite zugleich die Möglichkeiten und Chancen sinnvoll und verantwortungsbewusst nutzen zu können. Ich denke hier sind sowohl die Jugendarbeit als auch die Schulen gleichermaßen gefordert.
Ein weiteres Zukunftsthema, welches es unter die Schwerpunkte geschafft hat, betrifft die nachhaltige Gestaltung Ostbelgiens als Lebensraum.
Aus dem Jugendbericht von 2018 ging hervor, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Ostbelgien insgesamt glücklich und optimistisch in die Zukunft blicken. Fast neun von zehn sind sogar aktiv in einem Verein beteiligt (Sport- oder Jugendgruppe).
Alles in allem kann man durchaus festhalten, dass die Ostbelgier sehr heimatverbunden sind. Wobei mich diese Erkenntnis aber auch in keiner Weise wundert, immerhin lässt es sich hier ja nun wirklich gut leben.
Damit das aber so bleibt ist es durchaus einleuchtend, dass auch dieses Thema hier aufgegriffen wird. Es gilt definitiv die Jugend im ländlichen Raum unaufhörlich voranzubringen.
Sowohl in Bezug auf den Übergang von der Schule in den Beruf als auch in Bezug auf die langfristigen Berufsaussichten hier in unserer Gegend.
Es ist wichtig eine Gleichberechtigung zwischen jungen Menschen in städtischen und ländlichen Gebieten sicherzustellen und gleichzeitig die ländlichen Traditionen besonders zu wahren.
Ich denke wir Ostbelgier können uns alle glücklich schätzen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aufgewachsen zu sein. Sei es in der Eifel oder aber im Eupener Land.
Und damit das auch in Zukunft so bleibt, werden wir als SP-Fraktion den Vorliegenden Themenschwerpunkten zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Jugendstrategieplan
8. März 2021

