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Kommentar: 4 Tage bis zum Wochenende

„4 Tage bis zum Wochenende“

Die Welt ist im Wandel. Im letzten Jahr haben viele unter uns ihre Prioritäten überdacht und neu gewichtet. Wer vorher alle Zeit im Job verbrachte, dürfte nun bemerkt haben, wie wichtig der Ausgleich neben der Arbeit ist. Familie und Hobbies haben einen neuen Stellenwert bekommen. Diese Veränderung sollte die Politik als Ansatz nehmen und unser Verhältnis zur Arbeit generell überdenken.

Vor vielen Jahren war es ein Kampf, die geregelte 38-Stunden-Woche einzuführen. Weg davon, sich zu Tode zu schuften und hin zu angepassten Arbeitszeiten mit Rechten für die Arbeitnehmer. Nun ist es an der Zeit, dieses Modell weiter auszubauen. Der nächste Schritt könnte dabei die 4-Tage-Woche sein. Bei gleichem Gehalt werden ‚lediglich‘ 32 bis 36 Stunden/Woche gearbeitet, die sich auf 4 Tage verteilen. Das Wochenende würde um einen 3. Tag verlängert.

Was sich für manche absurd anhören dürfte, wurde in Island und anderen Teilen der Welt bereits erfolgreich getestet. Bei einem Experiment zwischen 2015 und 2019 wechselten in Island insgesamt 2500 Menschen in die 4-Tage-Woche. Überraschend, ist Island doch eines der Länder, welches weltweit mitunter die höchste Arbeitszeit aufweist: im Durchschnitt 45 Stunden. Auch das IT-Unternehmen Microsoft testete in Japan im Sommer 2019 das Konzept und konnte positive Ergebnisse feststellen: die Produktivität steigerte sich um 40 Prozent. Dieser Anstieg ist leicht zu erklären: Druck und Stress, fehlender Ausgleich und fehlende Freizeit führen zu noch mehr Stress und Übermüdung. Wer gestresst und müde ist, braucht wiederum länger für die Arbeit. Dieses Schema wurde durch das verlängerte Wochenende gebrochen. Außerdem waren insgesamt weniger Arbeitnehmer krankgeschrieben.

Weitere Diskussionspunkte bleiben bei der 4-Tage-Woche gänzlich aus: z.B. lassen sich Arzttermine auf den freien Tag in der Woche legen.

Nach dem letzten Jahr zeigt sich, dass die Gewichtung zwischen dem Privat- und Arbeitsleben, die sogenannte „Work-Life-Balance“, wichtiger denn je ist. Flexibilität am Arbeitsplatz ist schön und gut, aber nicht zu jedem Preis. Burn-Out und Depressionen sind Begleiter der ständigen Überarbeitung, denen wir entgegenwirken müssen. Es geht um die Gesundheit und das Wohlbefinden aller, und darum, die Lebensqualität weiter zu verbessern und an den heutigen Lebensstandard anzupassen. Hierzu bedarf es nicht nur einer öffentlichen Diskussion mit allen Akteuren, sondern auch den Mut, alte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu gehen, die sich wohlbemerkt anderenorts bereits als effektiv herausgestellt haben.

 

Für die SP Ostbelgien
Linda Zwartbol
Vizepräsidentin