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Erwachsenenbildung: Begleitmaßnahmen für in Ostbelgien ankommende Familien

Mündliche Frage von Herrn Charles Servaty an Minister Antonios Antoniadis

Zu Begleitmaßnahmen für in Ostbelgien ankommende Familien im Bereich der Erwachsenenbildung

Auf den Kontext der aktuellen Situation ging ich in meiner Frage zur Aufnahme ukrainischer Kinder in den ostbelgischen Schulen bereits ausführlicher ein. Es liegt jedoch auf der Hand, dass die Kinder nicht allein nach Ostbelgien kommen.

Inzwischen rechnet man für Belgien mit zehntausenden ukrainischen Flüchtlingen. Hier ist für uns selbstverständlich, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft sich an der Aufnahme und Integration der flüchtenden Familien beteiligen wird.

Laut unseren Echos wollen die meisten Familien so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückkehren. Doch ein Ende des dort wütenden Kriegs ist noch keineswegs in Sicht. Deswegen sollten wir über die bestmögliche Integration der ankommenden Familien nachdenken.

Hier kann die Erwachsenenbildung eine wesentliche Rolle spielen. Ich denke da insbesondere an Sprachkurse. Denn sowohl für den Alltag als auch für die berufliche Eingliederung spielen Sprachkenntnisse bekanntlich eine wesentliche Rolle.

Hierzu lauten meine Fragen:

  • Auf welchem (variablen) Stand sind die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge, die wir in Ostbelgien erwarten?
  • Werden die Erwachsenenbildungseinrichtungen unterstützt, um neue bzw. zusätzliche Angebote zu schaffen?
  • Inwiefern könnte die Erwachsenenbildung weitere Angebote auf die Beine stellen, die den ukrainischen Familien helfen, in Ostbelgien Fuß zu fassen?

https://youtu.be/SvDDF3p7aBE

Antwort des Ministers:

In den letzten Wochen wurden alle Vorbereitungen getroffen, um die Aufnahme der flüchtenden Menschen aus der Ukraine in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aufzunehmen.
Heute wird die erste Gruppe von ukrainischen Flüchtlingen ankommen. Einen Tag später als erwartet.
In Worriken sind die unterschiedlichsten Dienste tätig, um die jeweiligen Familien, vor allem Frauen und Kinder, zu empfangen und in dieser neuen Situation zu unterstützen.
Die erste Phase der Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge konzentriert sich auf die Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Kleidung, Sozialhilfe und medizinische Versorgung.
Dieses erste sozial-medizinische Screening wird von dem vor Ort aufgebauten Sozialdienst und dem Gesundheitsstützpunkt Süd übernommen.
Nach Registrierung in Brüssel und nach Erhalt Ihres temporären Schutzes, können sich die betroffenen Personen bei der Gemeinde „ihres Wohn- bzw. Aufenthaltsortes“ anmelden und erhalten die Anlage 15, sprich ihr Statut A.

Das bedeutet, dass die Schutzsuchenden für eine zeitlich begrenzte Zeit fast die gleichen Rechte wie Europäerinnen und Europäer haben. Dies beruht auf einer Richtlinie der EU aus dem Jahr 2001, die nun aktiviert wurde.
Mit diesem Dokument wird das Anrecht auf die gleichgestellte Sozialhilfe eröffnet, welche beim zuständigen ÖSHZ beantragt wird.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann eine Bedürftigkeitsüberprüfung nur auf Basis der aktuell vorliegenden Informationen stattfinden.
Das bedeutet, dass das ÖSHZ abschätzen kann, ob die gesamte finanzielle Hilfe ausgezahlt wird oder aber nur ein Teil davon. Dies muss aber vom ÖSHZ im letzteren Fall begründet werden.

Zum Beispiel kann das ÖSHZ den auszuzahlenden Betrag reduzieren, wenn eine Unterkunft kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Da die Schutzsuchenden ein Einkommen haben werden, werden sie sich mit einem festgelegten Unkostenbeitrag an ihrer Unterbringung in Worriken beteiligen.
Dieser Beitrag wird – wie bereits erläutert – von der gleichgestellten Sozialhilfe abgezogen.

Das bedeutet, dass für Leistungen wie Unterkunft oder Verpflegung ein Entgelt anfällt. Mit den ÖSHZ wurde außerdem festgehalten, dass bei Privatunterkünften dieser Satz ebenfalls angewandt wird.
Dem zuständigen ÖSHZ steht es frei, den Unkostenbeitrag von der gleichgestellten Sozialhilfe abzuziehen und dem Freiwilligen, der eine Unterkunft anbietet in Form einer Aufwandsentschädigung auszuzahlen.
Das beantwortet auch die Frage nach den anfallenden Energiekosten, die über die Aufwandsentschädigung abgedeckt werden können.
Für die Regierung war es wichtig, dass die Unkostenbeiträge in den neun Gemeinden einheitlich sind, um eine Ungleichbehandlung, aber auch eine Art „Tourismus“ zu vermeiden.
Für die Festlegung des Beitrags hat man sich an den bestehenden Tagessätzen des Frauenfluchthaus angelehnt.

Für Worriken wurden folgende Tagessätze festgehalten:
Für Chalets werden 15 Euro pro Tag pro Person vorgesehen. Pro Kind werden 5 Euro pro Tag berechnet, allerdings wird der Familientarif einen Unkostenbeitrag von max. 25 Euro pro Tag nicht überschreiten.
Diese Beträge verstehen sich ohne Verpflegung.

Diese Unkostenbeträge werden in Worriken erst ab dem 8. Tag berechnet, da die Eröffnung eines Kontos zur Auszahlung der gleichgestellten Sozialhilfe Zeit in Anspruch nimmt.

In einer zweiten Phase, nach Erfüllung der Grundbedürfnisse auf sozialer sowie medizinischer Ebene, wird die Integration im Rahmen der Sprache und der verbundenen Einführung von Sprachkursen vorgenommen.
Die Regierung hat im Rahmen des Ukrainekonfliktes dem Konsortium, bestehend aus der Volkshochschule (VHS) VoG, der Kulturellen Aktion und Präsenz (KAP) VoG sowie der Frauenliga VoG, den Auftrag erteilt, Sprachkurse für die ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine in Worriken vor Ort, aber auch dezentral und personennah an anderen, nach Bedarf definierten Orten durchzuführen.
Der Auftrag besteht darin, dass das Konsortium den ukrainischen Flüchtlingen dem Sprachniveau entsprechend in die deutsche Sprache einzuführen, sodass sie sich im Alltag verständigen und auf einen Einstieg in den Beruf vorbereitet werden.
Jedoch ist zum jetzigen Zeitpunkt noch abzuwarten, welchen Bedarf die Flüchtlinge an sprachlicher Unterstützung haben.
Die unterschiedlichen Sprachkenntnisse bei den ankommenden Ukrainern ist, abgesehen von Ukrainisch nicht bekannt und kann zwischen Russisch, Englisch, Französisch, Deutsch oder auch anderen europäischen oder nicht europäischen Sprachen variieren.

Erst in den kommenden Wochen sind die Sprachkenntnisse der ukrainischen Flüchtlinge besser einzuschätzen und damit auch erst möglich, die Sprachkurse bedarfsorientiert einzusetzen.