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Card Stop-Dienst in deutscher Sprache

Mündliche Frage von Herrn Charles Servaty an Ministerpräsident Oliver Paasch

Zur nicht in deutschen Sprache zur Verfügung stehenden Dienstleistung von Card-Stop

Wie das Grenz-Echo am 11. Januar 2022 berichtete, kostet es fortan keinen Cent mehr, seine Bankkarte über den Dienst Card-Stop sperren zu lassen. Das ist eine erfreuliche Neuigkeit. Deutlich weniger erfreulich hingegen ist, dass der Dienst für einen großen Teil der Einwohner der Deutschsprachigen Gemeinschaft nicht oder nur schwierig nutzbar ist, da auch dessen neue Rufnummer 078/170 170 nicht in deutscher Sprache zur Verfügung steht.

Selbstverständlich ist uns wichtig, das Erlernen der französischen oder auch der niederländischen Sprache zu fördern. Jedoch herrscht Einigkeit darüber, dass in Belgien wesentliche Dienstleistungen auch in deutscher Sprache verfügbar sein müssen. Und für uns zählt das Blockieren einer Bankkarte im Falle von Verlust oder Diebstahl zu den wesentlichen Dienstleistungen. Der effiziente Umgang mit solchen Situationen ist in unseren Augen jedenfalls zu wichtig, um ihn dem Zufall zu überlassen oder dabei wertvolle Zeit zu verlieren.

Demnach können wir nicht tatenlos zusehen, wie der Dienst sich mit einer kostenlosen Nummer neu aufstellt, ohne dabei jedoch die deutsche Sprache zu berücksichtigen. Die Anzahl der möglichen Sprachen scheint dabei nicht das Problem zu sein, denn der Dienst ist nicht nur auf zwei der drei Landessprachen – Französisch und Niederländisch – sondern auch auf Englisch verfügbar.

Jedenfalls bedauern wir diese mangelnde Dienstleistung in deutscher Sprache sehr, da sie ein weiteres Mal zeigt, dass der Gebrauch der deutschen Sprache in Belgien den Praxistest im Alltag abermals nicht besteht.

Zu diesem Sachverhalt stellen sich uns folgende Fragen:

  • Welche konkreten Schritte plant die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, damit der Dienst Card-Stop künftig auch in deutscher Sprache angeboten wird?
  • Hat die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft diesbezüglich bereits Kontakt mit der zuständigen Föderalministerin Petra De Sutter aufgenommen?
  • Ist die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft gegebenenfalls zur Einleitung juristischer Schritte bereit, um die Zurverfügungstellung des Dienstes Card-Stop in deutscher Sprache zu erwirken?

Charles Servaty

Antwort des Ministerpräsidenten:
Die überwiegende Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger verwendet Bankkarten und kann daher mit Betrug, Kartenverlust oder anderen Problemen konfrontiert werden. In solchen sensiblen Situationen kann der einfache Zugang in der Muttersprache zur Dienstleistung Card Stop des Zahlungsanbieters Worldline entscheidend sein. Leider hat auch die Regierung festgestellt, dass Card Stop derzeit nur in zwei der drei Landessprachen verfügbar ist, zum Nachteil der deutschsprachigen Bevölkerung.

Zwar genießen privatwirtschaftliche Dienstleister unter bestimmten Bedingungen die Freiheit der Sprachenverwendung. Die Sprachenkontrollkommission unterstrich dies 2012 zugunsten des Finanzdienstleisters BNP Paribas.

Angesichts der Sensibilität der Card Stop-Dienstleistung habe ich Worldline dennoch dazu aufgefordert, ihre Veröffentlichungen und Plattformen in deutscher Sprache anzubieten und sicherzustellen, dass in den betreffenden Call Centern Ansprechpartner verfügbar sind, die die deutsche Sprache beherrschen.

Weiterführend habe ich die für Telekommunikation zuständige Ministerin De Sutter dafür sensibilisiert, ihre Intervention zur Kostenneutralisierung des Card Stop-Angebots an die Berücksichtigung der drei Landessprachen zu knüpfen.

Ich haben zudem eine Beschwerde an die Sprachenkontrollkommission gerichtet. Ob es in diesem Fall darüber hinaus möglich und erfolgsversprechend ist, eine gerichtliche Klage einzureichen, wird derzeit gemeinsam mit der VSZ und juristischen Experten geprüft.