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Abschlussbericht zu den Empfehlungen der Bürgerversammlung: „Inklusion macht Schule“

Plenum des PDG vom 30. Januar 2023

Redebeitrag von Kirsten Neycken-Bartholemy, Mitglied der SP- Fraktion, zum Abschlussbericht zu den Empfehlungen der Bürgerversammlung vom 15. Mai 2021 zum Thema „Inklusion macht Schule“- Dokument 155 (2022-2023) Nr. 3

Sehr geehrter Herr Präsident,

Sehr geehrte Mitglieder der Regierung,

Werte Kolleginnen und Kollegen,

am 9. Oktober 2020 wählte der Bürgerrat das Thema „Inklusion“. Als man sich der Weitläufigkeit des Themas bewusst wurde, entschied man sich für die Eingrenzung des Themas auf den Bildungsbereich.

An dieser Stelle möchten wir sowohl denen danken, die das Thema vorgeschlagen haben, als auch den Mitgliedern des Bürgerrats, die das Thema festlegten.

Im Anschluss wurde eine Bürgerversammlung zusammengestellt, die sich mit dem Thema „Inklusion macht Schule“ auseinandersetzte. Sie steckte viel Herzblut in die Sache. So wurden 31 Empfehlungen ausgearbeitet. Für den Einsatz jedes Mitglieds der Bürgerversammlung bedanken wir uns herzlichst.

Die erarbeiteten Empfehlungen wurden uns, den Vertretern aller hier im Parlament vertretenen Fraktionen, in öffentlicher Sitzung vorgestellt. Im Anschluss beschäftigten wir uns intensiver mit dem Thema und den Empfehlungen der Bürgerversammlung. So erarbeitete jeder betroffene Ausschuss eine Stellungnahme. Diese 3 wurden der Bürgerversammlung am 13. Oktober 2022 vorgestellt. Das war dann auch die Gelegenheit, um gemeinsam mit den Vertretern des Bürgerdialogs zu schauen, was die Regierung bis dahin bereits umsetzte.

Den Vertretern des Bürgerdialogs wurde versprochen, dass daran weiter gearbeitet werden würde. So geschah es dann auch, dass beispielsweise der Beirat für Menschen mit Beeinträchtigung konkretisiert wurde.

Weshalb ist das Thema Inklusion so wichtig?

Häufig vergisst man, dass Inklusion ein Menschenrecht ist.  Inklusion bedeutet mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Nur durch Inklusion können alle Kinder und Jugendliche ihr gesamtes Potenzial entwickeln und ausschöpfen. Wir alle zusammen machen eine Gesellschaft lebendig und vor allem lebenswert.

Menschen sind unterschiedlich, dementsprechend sind ihre Methoden zu lernen und sich weiterzubilden ebenfalls unterschiedlich. Die Bedürfnisse aller müssen berücksichtigt werden.  Und dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Tatsächlich besteht im Unterrichtswesen der DG schon einiges zur Förderung der Inklusion. Die Beratung der Eltern erfolgt durch Kaleido, das ZFP berät bereits jetzt die Schulen und die Lehrer. Das Kompetenzzentrum des ZFP bietet in Kooperation mit der Hochschule Zürich eine Zusatzausbildung für Förderpädagogik an. Die verschiedenen Schulen und die vielen engagierten Lehrpersonen sowie das gesamte Personal tragen durch ihren täglichen Einsatz und ihr Engagement zur Inklusion bei.

Manches wurde bereits auf den Weg gebracht. Einige attestieren der DG gar eine Vorreiterrolle. Doch darauf dürfen wir uns nicht ausruhen.

Die Erstausbildung an der AHS soll reformiert werden. In diesem Zusammenhang wurde bereits entschieden, dass eine umfassende Inklusionsausbildung in die Erstausbildung einfließen soll. Diese Maßnahme wird den Studierenden später im Berufsleben mehr Sicherheit geben. Bei den Anhörungen wurde festgestellt, dass Studenten, welche bereits die Zusatzausbildung in Förderpädagogik absolviert haben, bei der Rückkehr in die Herkunftsschule viel schneller Mängel und Entwicklungspotenziale auffallen.

Die SP-Fraktion begrüßt somit, dass diese Ausbildung in die Erstausbildung einfließen soll.

Mit der Verabschiedung des Dekretes vom 11.05.2009 über das Zentrum der Förderpädagogik wurde die Maxime „Jeder Lehrer ist ein Förderlehrer“ ausgegeben. Wenn wir nach diesem Grundsatz handeln wollen, sollten wir  alle Lehrpersonen im Blick haben und sie darin unterstützen. Denn häufig fühlen sich Lehrpersonen überfordert und nicht ausreichend auf den Umgang mit der Heterogenität in ihrer Klasse vorbereitet.

Wie auch im Bericht der OECD nachzulesen ist, sollte Inklusion breiter als bisher betrachtet werden.


Inklusion darf sich nicht auf Schüler mit einer Beeinträchtigung beschränken. Vielmehr muss sich Inklusion an den jeweiligen Bedürfnissen aller Schüler orientieren, die durch den Migrationshintergrund, die Geschlechtsidentität oder den sozioökonomischen Hintergrund entstehen können. Das bedeutet, dass alle Lehrer Inklusion betreiben müssen.

Ja, es gibt Weiterbildungen in diesem Bereich. Wir sind jedoch gefordert, die verschiedenen Hilfsangebote aufzuzeigen und dort zu unterstützen, wo es möglich ist, um dem Personal mehr Sicherheit zu geben.

Die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten im Ausland sowie in den beiden anderen Gemeinschaften Belgiens muss fortgesetzt und eventuell auch noch ausgebaut werden.

Ein weiterer Ansatz ist der, dass die Förderpädagogik ein Bestandteil der Neuausrichtung der Schulleiterausbildung werden soll. Dies ist ebenfalls ein Weg in Richtung inklusivere Schule. Hier kommt die Politik einem Vorschlag der Bürgerversammlung nach.

Teamarbeit muss darüber hinaus noch mehr gestärkt werden, da diese sich positiv auf Lehr- und Lernqualität auswirkt und hierbei über pädagogische Ansätze und Methodenvielfalt ausgetauscht werden kann.

Bei allen Maßnahmen, welche ergriffen werden, darf die regelmäßige Evaluation der verschiedenen Maßnahmen jedoch auch nicht fehlen. Hier sollte Evaluation im positiven Sinn verstanden werden. Diese sollte einen konstruktiven Gedanken enthalten.

Nicht zuletzt müssen Eltern sich verstanden und gehört fühlen. Daher unterstützt der Ausschuss das Vorhaben der Regierung, den Ablauf der Förderkonferenz im Sinne der Eltern zu überdenken und die Kommunikation zwischen Kaleido Ostbelgien und den Eltern zu verbessern, damit diese sich besser eingebunden fühlen. In diesem Zusammenhang regt der Ausschuss eine regelmäßige Kommunikation mit den Eltern an. Dies können wir als SP-Fraktion nur begrüßen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Haltungen entwickeln sich im Laufe eines Lebens. Sie sind von vielen Faktoren abhängig, beginnen aber schon sehr früh. Inklusion muss deshalb schon bei den Kleinsten beginnen. Nur so können wir jedem Kind gerecht werden, Barrieren frühzeitig abbauen oder erst gar nicht entstehen lassen.

Wenn wir Vielfalt als Mehrwert sehen, können wir entscheidende Dinge erreichen und bewirken. Wir stärken jeden einzelnen und fördern rücksichtsvolles Verhalten sowie Empathie.

Bei allen Maßnahmen, welche wir und alle Akteure ergreifen, muss das Kind mit seinen besonderen Bedürfnissen immer im Mittelpunkt stehen. Das sollten wir nicht vergessen!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

https://www.youtube.com/watch?v=GpTK0y5nQXE